Klingt sehr idealisiert und die Welt wäre eine bessere, wenn jeder Mensch diese Tugenden verinnerlicht hätte. Das was Du schilderst setzt ein gehörige Portion Empathie voraus, die in der Realität nicht jedem gegeben ist. Früher oder später kommt man an eine Grenze, die einem eine Entscheidung abringt, bei der jemand auf der Strecke bleibt. Ethisch korrektes handeln ist nicht immer eindeutig und einfach.

Ja, es ist ja sogar ein biblisches Thema: höchstes
Gebot = "liebe deinen Nächsten (den Anderen) wie dich
selbst" heisst also erstmal sollte man sich selber
lieben, oder: Selbstliebe ist eine Grundvoraussetzung
fürs Leben mit Anderen. Gebe zu eine etwas andere
Einfallsecke aber in Prinzip dass gleiche Thema,
offenbar Grundprinzip für ein erfülltes Leben!

"Selbstverwirklichung" ist ein Begriff neben vielen anderen, dem ich persönlich gern aus dem Weg gehe, denn es ist einer der Begriffe, die sehr unterschiedlich belegt sind oder eben je nach eigener Interpretation verstanden werden. Bevor man sich da ohne Mißverständnisse zu erzeugen auf einer gemeinsamen Ebene unterhalten will, braucht es wahrscheinlich einige Zeit der Verständigung. Allerdings wurde ja auch eingangs die Frage gestellt, was das eigentlich ist, so will ich nur einmal einen Aspekt zur Diskussion beitragen. Wenn man etwas "selbst"verwiklicht, dann tut oder besser "verwirklich" man etwas, weil man das so will und es einen glücklich macht. Das kann nun wieder sehr verschieden sein und bedarf kaum einer etischen Bewertung durch dritte. Kein anderer Mensch wertet da etwas auf oder ab. Also ich gebe zum Beispiel sehr gern zu, daß so mancher Mensch, der von sich als Künstler zum Beispiel sagt, seine von ihm selbst erzeugte Kunst bedeute ihm seine Selbstverwirklichung, bei mir nur fassungsloses Nichtverstehen erntet. Aber es ist auch aus meiner Sicht gut, wenn er das sagen kann. Bei sieser Betrachtung, die nur ein kleiner Teil der erforderlichen Gesamtbeurteilung ist, kommt so ganz nebenbei bemerkt das Wort "Liebe" oder gar "Selbstliebe" gar nicht vor. Aber der Mensch ist glücklich, weil er, also dieser Künstler, sich selbst verwirklichen kann. Jetzt wird es aber erst so richtig interessant, denn was ist mit all den Menschen, die diese "Art der Selbstverwirklichung" niemals realisieren können, aber dennoch glücklich sind? - oder zumindest von sich glauben, daß sie es seien. ... Ich muß mich bremsen. Lieber höre ich an dieser Stelle mit diesem kleinen Denkanstoß wieder auf.